


Am Beispiel des ersten Saliers Konrad II. wird der Weg des Königs durch Sachsen 1024/1025 verfolgt und ausführlich analysiert. Die Leitfragen der Analyse richten sich auf Motivation und Handlungsspielräume der Beteiligten: Der König bewegt sich in einem ihm fremden Herzogtum, dessen Vertreter ihn nicht gewählt haben und die er nun mit den üblichen Mitteln der Herrschergewalt auf seine Seite zu bringen versucht. Die Repräsentanten des Herzogtums Sachsen treten dem Salier selbstbewusst gegenüber und erwarten seine Gegenleistungen für ihre Loyalität. Das Ergebnis ist ein sorgsam austarierter Kompromiss zwischen herrscherlichen Hulderweisungen in Form von Privilegien, insbesondere für sächsische Klöster, sowie in Form allgemeiner Bestätigungen sächsischen Rechts einerseits und der impliziten wie expliziten Anerkennung seiner herrscherlichen Befugnisse durch die sächsischen Vertreter, etwa im Streit um das Reichsstift Gandersheim. Die besondere Form der Herrscherurkunden dieser Monate beruht auf einer erst langsam ihre Tätigkeit aufnehmenden und Stabilität gewinnenden herrscherlichen »Kanzlei«.
This article contributes to modern research on the itineraries of high medieval rulers. Using the example of the first Salian, Conrad II, the king’s route through Saxony in 1024 /1025 is traced and analysed in detail. The guiding questions of the analysis focus on the motivations and scope for action of the parties involved: the king travelled through a duchy unfamiliar to him, whose representatives had not elected him, and whom he now sought to win over by the customary instruments of royal authority. The representatives of the Duchy of Saxony stood before the Salian with confidence expecting corresponding concessions in return for their loyalty. The result was a finely balanced compromise consisting, on the one hand, of royal acts of favour in the form of privileges, particularly for Saxon monasteries and of general confirmations of Saxon law, and on the other hand, of the Saxon representatives’ implicit and explicit recognition of his royal prerogatives, notably in the dispute concerning the Imperial Abbey (Reichsstift) of Gandersheim. The distinctive nature of the royal charters issued during these months results from a royal chancery that was only beginning to operate and gradually gaining stability.
Thomas Vogtherr, geb. 1955, ist Historiker und Archivar sowie Professor für Geschichte des Mittelalters an der Universität Osnabrück. Von 2006 bis 2016 war er Vorsitzender der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. Veröffentlichungen u. a.: »Für wohlthätige Anstalten aller Art«. Zur Geschichte der Hannoverschen Klosterkammer vom 18. Bis zum frühen 20. Jahrhundert (2018), Einführung in die Urkundenlehre (2017), Die Welfen (2014). Thomas Vogtherr, Promotion 1983, Habilitation 1990, war Professor für Historische Hilfswissenschaften an der Universität Leipzig 1993–2001 und Professor für Geschichte des Mittelalters an der Universität Osnabrück 2001–2023. Er ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften. Forschungsschwerpunkte: Niedersächsische und norddeutsche Landesgeschichte, Hilfswissenschaften (insbesondere Diplomatik), Wissenschaftsgeschichte.
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