Lorenz Trein

Über die Unverfügbarkeit der Geschichte

Transzendenzbezüge historischer und sozialer Zeit im Diskurs über das Anthropozän


20 Seiten
Erscheinungsdatum: 19.11.2025

DOI https://doi.org/10.46500/83535880-017

Lizenz CC BY-NC-ND 4.0
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Epochenwenden
Zur Aktualität historischer Periodisierung

DOI https://doi.org/10.46500/83535880
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Als inoffizielles geologisches Erdzeitalter umschreibt 'das Anthropozän' das Ausmaß des menschlichen Einwirkens auf die Erde und dadurch ausgelöste Veränderungen planetarer Lebensbedingungen.


Gleichzeitig ist der Begriff als kulturelle Gegenwartsdiagnose auch im breiteren Sprachgebrauch zum Indikator und Faktor eines neuen Geschichts- und Epochenbewusstseins geworden. Die Debatten um 'das Anthropozän' machen Grenzen im Empfinden von Zeit und Geschichte sichtbar: das Zeitgefühl verweist auf eine Veränderung in der Gegenwart, die der Wahrnehmung aber insofern entzogen bleibt, als die geologische Tiefenzeit, das Klima und die Existenz des Planeten Erde nach dem (voraussichtlichen) Verschwinden der Menschheit nicht unmittelbar zugänglich sind. Solche 'Unverfügbarkeiten', so die These des Aufsatzes, prägen die Gegenwart und entziehen sich ihr zugleich. 'Immanenz' und 'Transzendenz' sind daher nicht einfach Gegensätze, wie 'Säkularisierung' und 'Verweltlichung' als historische Selbstbeschreibungen (spät-)moderner Gesellschaften glauben machen wollen, sondern vielfach ineinander verschränkt und historisch vermittelt. Der Aufsatz verfolgt Spuren immanenter Unverfügbarkeit im Epochenbewusstsein (historische Zeit) und (inter-)generationellen Zeithorizonten (soziale Zeit).

As an unofficial geological epoch, the term 'Anthropocene' describes the extent of human impact on the Earth, as well as the resulting changes to planetary living conditions. At the same time, the term has also become an 'indicator' of a new awareness of history, serving as a diagnosis of the cultural present. The debates surrounding 'the Anthropocene' reveal boundaries in our perception of time and history, refering to a change in the present. However, this change remains beyond our perception because geological time, climate, and the existence of Earth after the expected disappearance of humanity are not directly accessible.The essay argues that this 'unavailability' simultaneous shapes and eludes the present. 'Immanence' and 'transcendence' are not merely opposites, as 'secularization' and 'worldliness' as historical self-descriptions of (late) modern societies would suggest. Rather, they are intertwined and historically mediated. This essay traces this interconnection by exploring references to transcendence in constructions of epochal consciousness (historical time) and (inter)generational time horizons (social time).


Kategorien

Schlagworte
Epochenbewusstsein, Anfänge, geologische Zeit, Klima, Natur, modernes Zeitregime, Immanenz, Religion, Säkularisierung
Thema
D, J
Bisac-Code
FOR009000, HIS037030, PHI005000

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