


Auch sein Hass ist Universalhass - freilich unter anderen Prämissen. Zugrunde gelegt wird Judith Butlers in "Hass spricht" formulierter Gedanke, dass Hass dem Opfer von Hassrede den Boden der Selbstpositionierung entzieht. Als Opfer seines Selbsthasses trifft dies auch auf Franz Moor zu. Die Analyse zeigt, wie Schillers Drama grundlegend getragen ist von der Dynamik einer sich zwischen Hass und Liebe ausspannenden Affektstruktur.
Schiller’s concept of universal hatred has been amply discussed with regard to the character of Karl Moor in the drama "The Robbers." The present essay extends this concept to the figure of Franz Moor. His hatred, too, is universal hatred—albeit under different premises. The analysis is based on Judith Butler’s argument in "Excitable Speech," according to which hate speech deprives its victim of the ground for self-positioning. As the victim of his own self-hatred, this also applies to Franz Moor. The analysis demonstrates how Schiller’s drama is fundamentally shaped by the dynamic of an affective structure that unfolds between hatred and love.
Martina Wagner-Egelhaaf, geb. 1957, ist seit 2024 Seniorprofessorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Münster. Werdegang: Studium der Germanistik und der Geschichte in Tübingen, Promotion an der Universität Tübingen 1987, Wissenschaftliche Assistentin an der Universität Konstanz, Habilitation in Konstanz 1994, 1995-1998 Professur für Neugermanistik, insbesondere Literaturtheorie und Rhetorik, 1998–2024 Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur, unter besonderer Berücksichtigung der Literatur der Moderne und der Gegenwartsliteratur, an der Universität Münster. Forschungsinteressen und -schwerpunkte: Deutsche Literatur vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Literaturtheorie, Rhetorik, Autobiographie/Autofiktion, Literatur und Religion.
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