Melanie Reinhard

"Vous cultivez déjà leur haine et leur fureur"

Funktionen und Dimensionen des Hasses in Racines 'Athalie'


20 Seiten
Erscheinungsdatum: 29.10.2025

DOI https://doi.org/10.46500/83535765-003

Lizenz CC BY-SA 4.0
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Download
AUS DEM BAND:
Buchcover von »"Vous cultivez déjà leur haine et leur fureur"«
Feindschaft - Verachtung
Inszenierungsformen des Hasses im Drama 1600-1800

DOI https://doi.org/10.46500/83535765
zum Band

In Racines Tragödie 'Athalie' nimmt der Hass eine wichtige strukturelle Funktion in der Handlung ein.


Die Protagonistin wird sowohl als Hassende als auch als Gehasste dargestellt. Dieser Hass ist eng mit der Darstellung ihrer Figur als Fremde verknüpft: Politisch-religiös erscheint sie als fremde Baalsdienerin im eigentlich jüdischen Juda, geschlechtlich als mächtige Frau in einer patriarchalen Ordnung. Somit ist der Hass gegen sie nicht nur individuell, sondern auch kollektiv zu verstehen und schließt sie letztlich aus der Figurenkonstellation aus. Zugleich wirkt der Hass kollektivstiftend und führt zur (vorübergehenden) Wiederherstellung der durch Athalie 'gestörte' jüdischen Ordnung.
In diesem Beitrag werden die Mechanismen des Hasses in der Tragödie anhand verschiedener theoretischer Ansätze von Aristoteles, René Descartes, Aurel Kolnai und Sara Ahmed untersucht. Dabei werden insbesondere seine Unverhandelbarkeit, sein exkludierendes, ordnungsstiftendes sowie tragisches Potenzial beleuchtet. Die Tragik des Hasses besteht somit nicht nur in seinem zerstörerischen Aspekt, sondern er erweist sich auch als konstitutiv für die Tragödie Racines, indem er Mitleid und Furcht schüren soll sowie gesellschaftliche Hassmechanismen zu reflektieren vermag.


Melanie Reinhard

Melanie Reinhard ist Doktorandin am Romanischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. In ihrer Dissertation, betreut von Prof. Dr. Judith Frömmer und Prof. Dr. Andreas Gelz, forscht sie zu Fremdheit im französischen Theater des 17. Jahrhunderts. Sie hat Französisch, Englisch und Latein für das Gymnasiallehramt studiert und absolviert derzeit ihr Referendariat. Zuvor war sie Promotionsstipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes.

mehr


Kategorien

Schlagworte
Tragik des Hasses, Fremdheitskonstruktion, französische Klassik, Aristoteles, Descartes, politisch-religiöser Hass, geschlechtsbezogener Hass, Exklusion, Ordnung, kollektive Identität
Thema
DSBB, DSBF, DSM, ATD, DD
Bisac-Code
DRA000000, FOR000000

Weitere Beiträge des Bandes

Seite 5-6Inhalt
Rita Rieger
Seite 31-58Medeas Rache
Melanie Reinhard
Seite 59-78 "Vous cultivez déjà leur haine et leur fureur"
Achim Geisenhanslüke
Seite 79-92Hass auf Rom
Oliver Völker
Seite 93-114Sich verzehren
Nicolas von Passavant
Seite 115-138"Nun wil ich grausam seyn"
Hanna Clara Pulpanek
Seite 161-180Suizid als Angriff
Martina Wagner-Egelhaaf
Seite 181-192Was ist Universalhass?
Ulrich Port
Seite 193-212Königsmord und royalistische Rache
Robert Walter-Jochum
Seite 243-262"Germanien lodert"
Seite 263-264Autor:innen


Weitere Empfehlungen

Buchcover von »Botschafter des Protestantismus«
Buchcover von »Rhetorizität des hohen Stils«
Buchcover von »Schlüsselkonzepte des Heroischen«
Buchcover von »Die Erfahrung der Anderen«
Buchcover von »Neues Sehen«